Langstrecke vs. Kurzstrecke

Posted in My job
on April 15, 2017

Whats my favorite kind of Flying?

„Langstrecke vs. Kurzstrecke“ – was fliegen wir häufiger, was finde ich persönlich schöner und warum! Fragen, die ich sehr häufig gestellt bekomme und bei der Antwort sind dann viele überrascht! Einerseits nehmen die meisten an, dass wir fast nur Kurzstrecke fliegen würden (ist das vielleicht bei anderen Airlines so?) und dass es ein Privileg sei, Langstrecke fliegen zu dürfen. Etwas, was wir uns erst erarbeiten müssten, oder was wir erst ab einer gewissen Betriebszugehörigkeit dürften. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, doch alle Infos dazu gibt es heute hier…

Andererseits höre ich aus dieser Frage auch immer gleich heraus, dass die „Nicht-Flieger“ fest davon ausgehen, dass Kurzstrecken-Einsätze langweilig sein müssen und man nur auf der Langstrecke wirklich Spaß haben und viel erleben könnte. Auch dies entspricht meinem Empfinden nach absolut nicht der Realität! 🙂

Natürlich ist es auch Geschmackssache und Typ-abhängig, was einem mehr liegt und woran man mehr Freude hat. Aber ich für meinen Teil, habe da eine klare Meinung, die ich Euch anhand von meinen persönlichen Vor- und Nachteilen für beide Strecken erklären möchte.

Langstrecke

DIE VORTEILE

  • Aus rein beruflicher Sicht ist hier natürlich ein eindeutiger Vorteil, dass man deutlich schneller auf seine Monatsstunden kommt. Für manche Kollegen ist das beim „Requesten“ (dem Anfragen von Flügen) einer der wichtigsten Aspekte. Insbesondere wenn man von weiter her shuttelt, ist es natürlich angenehmer, wenn man möglichst wenige Einsätze hat. So kann es sein, dass man bei besonders langen Strecken nur 3 mal im Monat fliegen muss, um bereits sein Pensum voll zu haben.
  • Weiterhin gilt aber natürlich auch, je länger ein Flug, desto länger sind auch die Ruhezeit und damit die Aufenthaltszeit vor Ort! 😉 Und das ist natürlich suuuper und einer unserer Lieblingsseiten unseres Jobs!
  • Was auf der Langstrecke natürlich auch toll ist, dass man in den kalten Monaten oft zu Zielen kommt, in denen es schön warm und Sommer ist! Ich finde, dass diese kleinen Sonnen-Highlights den langen deutschen Winter wirklich erträglicher machen! 😉
  • Außerdem sind die aufregenden Ziele natürlich häufig welche, zu denen man privat nicht „mal schnell“ fliegen würde. Nach London, Barcelona oder Prag kommt man ja im Zweifel auch so schon mal. Für Rio, Tokio oder Hong Kong gilt das dann eher nicht… 😉

DIE NACHTEILE

  • Je weiter es Richtung Osten oder Westen geht, desto mehr muss sich der Körper auf eine neue Zeitzone umstellen. Das gelingt manchen besser als anderen. Wenn ich dann an einem besonders aufregenden Ort bin, möchte ich dies natürlich so weit es geht genießen und nicht verschlafen! 😉 Da kann einem die extreme Zeitverschiebung schon mal dazwischen kommen, was die Fitness vor Ort angeht…
  • Und wenn wir dann wieder daheim sind… Klar… der Jetlag! Ich persönlich habe damit nicht so große Probleme, aber natürlich ist der Körper dann auch mal verwirrt, wenn es innerhalb eines Monats mehrfach durch unterschiedlichste Zeitzonen geht!
  • Und nicht zuletzt muss man auch sagen, dass Langstreckenflüge auch ganz schön anstrengend sein können. Manchmal 12 Stunden im Einsatz (mit Pause) und hunderte Menschen versorgen, nicht nur mit dem Service sondern auch all den besonderen Wünschen und Anforderungen… Nach so einem Einsatz weiß man immer was man getan hat! Ich bewundere die Kollegen, die dies seit 20 oder 30 Jahren machen sehr!

Kurzstrecke

DIE VORTEILE

  • Wenn Ihr auf den sogenannten „Frühaufsteher-Tagen oder Touren“ arbeitet, müsst Ihr zwar sehr früh raus, aber dafür habt ihr dann oft bereits gegen Mittag/früher Nachmittag frei und verbringt den Rest des Tages an Eurem Zielort! Und ein Nachmittag in Tallinn, Rom oder Barcelona – kann traumhaft sein, oder nicht? 😉
  • Kurzstrecken-Flüge fühlen sich für mich deutlich kurzweiliger an, als die Langstrecken-Flüge. Zwar reihen sich mehrere Flüge aneinander, doch alles läuft schneller ab (Service, Ein- und Aussteigen etc.) und fühlt sich daher auch kürzer an.
  • Was ich an den Kurzstrecken auch besonders schätze ist, dass dadurch dass die Crew natürlich viel viel kleiner ist, man viel schneller als Team zusammen wächst. Manchmal kann es sein, dass wir nur zu dritt sind, wodurch wir permanent Hand in Hand arbeiten und uns sehr schnell besser kennenlernen. 😉

DIE NACHTEILE

  • Die „Frühaufsteher-Touren“ die auch zu den Vorteilen gehören, können für mich als passionierter Langschläfer wirklich tödlich sein… Frühaufsteher bedeutet nämlich, dass die Flugstunden bzw. Flüge die wir an einem Tag arbeiten müssen, früh am Morgen stattfinden. Oft arbeiten wir dann auf den allerersten Flügen am Tag und müssen entsprechend früh beim Briefing sein und natürlich auch so früh aufstehen… Von diesen Tagen können dann schon mal mehrere (bis zu 5) aufeinander folgen und das kann ganz schön schlauchen… Trotzdem sind für mich dann meist die Momente in den Ländern und Städten so schön, dass diese das Schlafdefizit schnell wieder vergessen lassen! 😉
  • Wenn man nun sogenannte „Spätaufsteher-Touren“ bekommt, dann ist es genau das Gegenteil. Man kann länger schlafen, denn die ersten Flüge beginnen erst gegen Mittag, dafür ist man dann jedoch auch erst gegen Abend im Hotel und hat entsprechend wenig vom Tag, wo auch immer man dann steckt. Das ist dann auch schade.
  • Vorteile der Langstrecke sind Nachteile der Kurzstrecke: durch die kurzen Flüge muss man recht viel unterwegs sein, um auf Monatsstunden zu kommen. Man könnte sagen, man fliegt uneffizienter. 😉

Was fliegen wir denn nun?

Wer nun schon mal ein wenig durch meine Beiträge gestöbert hat, hat vielleicht schon gelesen, dass wir in der Schulung zuerst auf die Langstrecken-Modelle geschult werden und dann erst auf die Kurzstrecke. Das bedeutet, dass wir ALLE SOWOHL Kurz- als auch Langstrecke fliegen und das von Beginn an. Konkreter noch: eigentlich fliege ich und auch die Kollegen, die ich besser kenne, deutlich häufiger oder manchmal sogar fast nur Langstrecke. Auf einem Langstreckenflug benötigt man nun mal deutlich mehr Personal und das spiegelt sich auch in unseren Arbeitsplänen wider! So ist es nicht selten, in einigen Monaten gar keine Kurzstrecken-Einsätze zu bekommen! Das hättet Ihr nicht gedacht, was? 🙂

Mein Fazit

Wie Ihr Euch nun vielleicht denken könnt, habe ich persönlich keine Tendenz, was ich lieber mag. Es hat beides seine eindeutigen Vorteile – und auch Nachteile für mich. Ich finde es toll, dass wir als Flugbegleiter bei der Lufthansa beides machen können und somit wortwörtlich – die ganze Welt bereisen! 🙂 Der Mix macht`s!

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4 Comments

  • Reply Flyingfoxy | how beautiful is this world - One Day in NEW YORK - Flyingfoxy | how beautiful is this world

    […] Langstrecke oder Kurzstrecke – was fliegen wir eigentlich bei der Lufthansa […]

    Juli 16, 2017 at 3:52 pm
  • Reply Step

    Hier ist es bei uns, bei Austrian, ein wenig anders. Wir haben überproportional mehr Kurzstrecke als LH, weil wir ein viel kleineres Langstreckennetz haben. Leider sind unsere Layovers auch bei langen Flügen kurz, sprich, auch in HKG oder LAX haben wir immer nur Kurzaufenthalte – das ist entsprechend anstrengend und für mich nach 16 Jahren auch nicht mehr lohnend – mich für 20 Stunden nach Hong Kong zu setzen ist wie neben einem vollen Glas verdursten – ich würde gern viel unternehmen, hab aber keine Zeit dazu. Wir hatten früher bessere Layovers, hatten unsere Australien-Touren, bei denen wir 9-10 Tage unterwegs waren, das hat mehr Spaß gemacht. Jetzt fliege ich seit einiger Zeit nur noch Kurzstrecke, da 3 verschiedene Modelle, wo ich dann auch die Früh-Touren bevorzuge und gerne Nachmittage zwischen London, Oslo, Bukarest, Nizza, Berlin oder Krakau verbringe. Langstrecke flieg ich dafür mit Leidenschaft privat und vergünstigt 🙂

    September 28, 2017 at 12:40 pm
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